Gewinnen ist nicht alles (man muss auch weiterkommen)
Schulterzucken, Kopfschütteln, Ratlosigkeit. So richtig wusste kein Hamborner, was jetzt genau zu tun war, nach dem frühzeitigen Aus beim Turnier der Füchse Walsum im Schwelgernstadion. Nur soviel war allen Blauen klar: Irgendwie war es ein komischer Tag, mit einem noch merkwüdigerem Ende. Denn obwohl die Hobbies drei ihrer vier Spiele in der Vorrunde gewannen, mussten sie sich die Viertelfinals von der Tribüne aus ansehen.

Es war noch nicht einmal kurz vor zehn Uhr morgens, da war schon alles Scheiße. Am Abend zuvor hatte der Mannschaftsrat noch im Keller des ein Jahr älter werdenden Ben Binkle bei Beck's Gold und Caipirinha gegrübelt, wie man denn die Zusagenflut für das Kleinfeldturnier in den Griff bekommen könnte. Doch bevor Kapitän Michael Bumen die ausgeklügelten Strategien verkünden konnte, waren diese auch schon wieder hinfällig. Er selbst traf erst kurz vor Anpfiff des ersten Spiels im Stadion ein, war damit aber immer noch einer der ersten Hamborner.

Philipp Greis, wenige Stunden zuvor noch im Keller des Webmasters befindlich, verpennte gleich mal das gesamte erste Spiel und lief - die Lässigkeit in Person - erst um 10.30 Uhr ein, Tobias Salzburger war von Feierlichkeiten des Vortages sogar so beeinträchtigt, dass er spontan mal sein Kommen ganz absagte. Christoph Schurse, hin- und hergerissen zwischen Ab- und Zusage hatte kurzfristig Rückenprobleme bekommen und blieb ebenfalls in seinem Bett (oder zumindest dem Fußballplatz fern). Matthias Nisbach, nach monatelanger Abstinenz endlich mal wieder dabei, gab nur zwei Minuten lang sein Comeback, ehe ihn sein immer noch lädiertes Knie in die Zuschauerrolle zurückbeorderte. Markus Blümlein löste sein Versprechen bei den Wednesday Soccers ein und stand daher auch nicht für die Hamborner auf dem Platz.

Und auch die anwesenden Hobbies bildeten keinen schönen Anblick. Partygastgeber Binkle war nach drei Stunden Schlaf immer noch brauchbar voll, Frank Sleyfer klagte schon vor dem ersten Ballkontakt über Nacken- und Rückenprobleme. Einzig Dirk Weyers, Erik Engler, Guido Cassel und Boris Martinovic verhielten sich professionell und waren nüchtern, fit und motiviert.

Boris war heute der treffsicherste Hamborner
Treffsicher: Stürmer Boris

Während sich Philipp in seinem Bettchen gerade das 57. Mal umdrehte und die Pünktlichkeit ein schönes Ideal sein ließ, wurde um 10.00 Uhr das erste Hamborner Spiel angepfiffen. Der Gegner von Sol!d Gold schien schon erstaunlich ausgeschlafen zu sein und erdreistete sich dann auch noch, die katastrophalen Fehlpässe der Hamborner im Spielaufbau, den man aber eher Spielabbau nennen konnte, anzuenhmen. Einige Minuten eierten die Hobbies hinter den Gegenspielern her und klärten ein paar brenzlige Situationen per Grätsche, doch dann war es passiert. In einem Anflug kurzer Orientierungslosigkeit ließ sich Bomber ausspielen, der Weg zur 1:0-Führung für die Goldenen war frei und auch Keeper Weyers konnte diese nicht mehr verhindern.

Doch siehe da: Cassel erinnerte sich kurz mal daran, dass er ja eigentlich ein prima Fußballer ist und schickte seinen Sturmkollegen Martinovic per Steilpass auf die Reise. Und der Kroate legte seine Ladehemmungen endlich ab und lupfte den Ball über den herauseilenden Keeper zum postwendenden Ausgleich in die Maschen. Als Sol!d dann den Druck erhöhte und Hamborn hinten immer besser stand, vollstreckte Cassel einen Konter zum etwas überraschenden 2:1. Mit aller Kraft und allem Geschick hielten die Hobbies dieses Resultat, allerdings sah Kapitän Bomber erst Gelb und musste dann sogar in der Schlussminute für zwei Minuten raus. In diesem Spiel heiligte die unansehnlichen Mittel wohl den effektiven Zweck - schlecht gespielt, aber einen ordentlichen Gegner geschlagen.

Dann gab es allerdings gleich die nächste Hiobsbotschaft. Cassel, der im Spiel umgeknickt war, schwoll der Knöchel bedrohlich an - zwar wirkte der Junior im nächsten Spiel noch mit, begab sich dann aber ins Krankenhaus, um später mit Krücken als Fan zurückzukommen. Das einzig Positive vermeldete er am Folgetag im Forum: Kein Bänderriss, "nur" eine Sprunggelenksprellung. Acht Wochen Pause.

Um einiges leichter war dann das zweite Gruppenspiel gegen VFL Hüls, die sich allerdings schnell als Schießbude der Gruppe entpuppten. Um so peinlicher ist es, dass das entscheidende Tor zum 1:0 eigentlich ein Geschenk des Schiedsrichters war. Cassel hatte bei einem Schussversuch dem Torwart gegen die Hand getreten, dieser blieb liegen, Cassel kümmerte sich um ihn und gab dem Unparteiischen ein Zeichen. Martinovic schoss den Ball zwar noch ins Tor, allerdings rechneten nun alle mit einem Freistoß für die Hülser. Alle, außer dem Schiedsrichter, und weil der die Pfeife und damit auch die Macht hat, stand es 1:0. Dabei blieb es auch in einem Spiel, das kaum Torchancen zu bieten hatte.

Dass man mit simplen Pressing auf Hobbyebene sehr viel erreichen kann, bewiesen dann die Jungspunde der EFG Duisburg-Rheinhausen im dritten Spiel. Früh störten sie den Hamborner Spielaufbau und zeigten damit die mangelnde Bewegung und Konzentration im Spiel der Hobbies gnadenlos auf. Die anfangs sehr starken Rheinhausener gingen dann auch verdient mit 1:0 in Führung, ehe Binkle nach Sekundenschlaf das 2:0 auflegte. Als letzter Mann vertendelte er den Ball an einen pressenden Stürmer, da war die Partie dann auch verloren. Zwar warfen die Hamborner noch einmal alles nach vorne, doch wollte der Anschlusstreffer nicht mehr gelingen.

Ben mit Gehirnvereisung
Vor dem letzten Spiel ging dann auf der Tribüne die große Rechnerei los. Adam Riese war zu Gast und stellte den Blauen kein gutes Zeugnis aus. Da Sol!d Gold gegen Rheinhausen gewonnen hatte, waren nun drei Teams punktgleich, nur hatte Hobby Hamborn das schwächste Torverhältnis des Trios. So musste im letzten Gruppenspiel gegen die HFC 90 Bulldogs schon ein Kantersieg her, um doch noch einen der ersten beiden Gruppenplätze zu erreichen.

Den gab es aber nicht, denn die Bulldogs waren ein schwerer Brocken. Hamborn zeigte mit dem Mute der Verzweiflung seine beste Leistung des Tages, gewann nach Toren von Salzburger, der in desolatem körperlichen Zustand doch noch erschienen war, und Martinovic mit 2:0, hatte auch noch die Chancen zu zwei weiteren Treffern, doch war es ein Muster ohne Wert. Zwei Tore hinter Rheinhausen und drei Tore hinter Sol!d Gold landeten die Blauen bei ihrem "Lieblingsturnier" nur auf dem dritten Rang der Gruppe A.

Wie ärgerlich dieses Vorrundenaus war, wurde sofort deutlich. Den Gruppensieger hatte man geschlagen, im ganzen Turnier war keine überragende Mannschaft zu sehen, sodass wesentlich mehr drin gewesen wäre. Und in den anderen drei Gruppen hätten neun Punkte immer locker zum Einzug ins Viertelfinale gereicht. All diese Faktoren machten das unnötige Ausscheiden um so bitterer. Beim vierten Anlauf auf den Turniersieg im Schwelgernstadion sprang also das schwächste Ergebnis raus. 2001 und 2003 standen die Hobbies jeweils im Endspiel, 2002 war im Viertelfinale Endstation - immer jeweils im Elfmeterschießen. Das Glück scheint den Blauen in Walsum einfach nicht hold zu sein.

Schöner Pokal mit scheiß Prägung Fehleranalysen gab es reichlich. Nur 1:0 gegen Hüls, Binkles dicker Bock gegen Rheinhausen, die Chancenauswertung im letzten Spiel, Lospech, Guidos Verletzung, die vielen Absagen, die mangelden Fitness - aber es änderte alles nichts mehr dran. Zwei Tore waren es und blieben es, egal wie man es drehte und wendete. Auf dem Pokal ist es unauslöschlich eingraviert: Platz neun. Wie doof, dass nur acht Teams ins Viertelfinale kommen...

Die Ergebnisse in der Übersicht
Hobby Hamborn: Dirk Weyers - Michael Bumen, Ben Binkle, Frank Sleyfer, Erik Engler, Matthias Nisbach - Philipp Greis, Guido Cassel, Tobias Salzburger, Boris Martinovic

Hobby Hamborn - Sol!d Gold 2:1

Tore:
0:1
1:1 Martinovic (Vorlage Cassel)
2:1 Cassel (Bumen)
Gelb: Bumen


Hobby Hamborn - VFL Hüls 1:0

Tore:
1:0 Martinovic (-)

Hobby Hamborn - EFG Duisburg-Rheinhausen 0:2

Tore:
0:1
0:2

Hobby Hamborn - HFC 90 Bulldogs 2:0

Tore:
1:0 Salzburger (Martinovic)
2:0 Martinovic (-)

Tabelle der Gruppe A

1. Sol!d Gold - 9 Punkte - 7:2 Tore
2. EFG Duisburg-Rheinhausen - 9 Punkte - 7:3 Tore
3. Hobby Hamborn - 9 Punkte - 5:3 Tore
4. HFC 90 Bulldogs - 3 Punkte - 2:6 Tore
5. VFL Hüls - 0 Punkte - 0:7 Tore


Hobby Hamborn als Dritter der Gruppe A nach der Vorrunde ausgeschieden. In der Gesamtwertung war das der neunte Platz von 20 teilnehmenden Teams.


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